Für mehr Fairness bei Klamotten
Bad Friedrichshall Schülerfirma des Gymnasiums vertreibt unter Namen #changemaker nachhaltig produzierte T-Shirts
Von Ute Plückthun
Dass junge Näherinnen in Bangladesch unter erbärmlichen Arbeitsbedingungen schuften und dafür trotzdem nur einen Minimallohn erhalten, der gerade zum Leben von der Hand in den Mund reicht, wird oft nur mit bedauerndem Schulterzucken quittiert. Die Schüler des Friedrich-von-Alberti-Gymnasiums wollten mehr bewirken und entwickelten eine pfiffige und bis ins Detail durchdachte Idee. Seit September 2017 wird das Projekt umgesetzt – der Name ist Programm: Mit ihrer Schülerfirma #changemaker bringen die 15 Mädchen und Jungen über alle Klassenstufen hinweg gemeinsam mit Lehrer und Aufsichtsratsvorsitzendem Axel Schütz fair und nachhaltig produzierte T-Shirts, Polos und Kapuzenpullover auf den Markt. “Wir wollen mindestens 1000 Kleidungsstücke verkaufen und bewirken, dass sich zehn Leben in Bangladesch nachhaltig zum Besseren verändern“, sagt Maria Baric (14).
Nachhaltigkeit
Das klar definierte Ziel wurde so auch bei der Bewerbung zum Würth-Bildungspreis 2018 als Leitgedanke formuliert. “Unter 200 Schulen wurden wir ausgewählt“, berichtet Lehrer Schütz. Zusammen mit sechs anderen Schulen werde die Schülerfirma ein Jahr lang begleitet, um ihr unternehmerisches Denken und Handeln in der gesamten textilen Kette unter Beweis zu stellen. Unter anderem durch eine Unternehmensberaterin, die insgesamt viermal mit wertvollen Tipps vorbeischaue.
Die ausgelobten 4000 Euro wären für die Schülerfirma ein echter Hauptgewinn. Wichtigster Pfeiler ist die Schützenhilfe der Neckarsulmer Bekleidungsfirma Roland Bopp, die sich seit 2010 auch der fairen Kleidung geöffnet hat. “Mit einem Anteil von 0,05 Prozent am Markt ist das noch immer ein Nischenprodukt. Aber es bewegt sich etwas“, sagt Geschäftsführerin Daniela Bopp-Spörle, zugleich Mutter von Teilnehmerin Madeleine Spörle (11), zur stetig steigenden Anzahl der Firmen etwa auf der Öko-Fashionweek.
Sie hat die Kontakte zu den zertifizierten Marken Global Organic Textile Standards (GOTS) sowie der Fair Wear Foundation – und damit direkt nach Bangladesch. Über das Unternehmen wird die Ware bezogen, die als Bio-Baumwollprodukt in ihrer Entstehungsweise ebenso für soziale Gerechtigkeit steht.
Bewusstseinswandel
Fairness, Transparenz und Nachhaltigkeit hat sich die Schülerfirma auf die Fahnen geschrieben. So gibt es die Kleidungsstücke in allen Größen und den zeitlosen Farben weiß, schwarz, blau, grau und flaschengrün, um der Wegwerfmentalität vorzubeugen. Für neun Euro in der Basisversion. Mit Aufdruck, im Transferdruckverfahren von den Schülern bei der Firma Bopp erstellt, etwas mehr. So wären etwa auch individuelle Shirts für Abschlussklassen vorstellbar.
In anderen Bereichen ist die Schülerfirma ebenso kreativ-nachhaltig. Statt Folien gibt es Banderolen, die aus alten Atlanten gebastelt sind. Kleber, Farbe, Quittungsstempel oder Papier, etwa für den Katalog, stammen aus nachhaltig-fairer Produktion. “Sogar der Flyer ist klimaneutral gedruckt“, unterstreicht Axel Schütz. Für den Auftritt bei der Stuttgarter “Fair Handelsmesse“ im April wurde ein Image-Video gedreht. Um als genossenschaftliche Firma mit eigenem Konto bei einer Nachhaltigkeitsbank und als Marke agieren zu können, hat sich die Geschäftsführung der Bezugs- und Absatzgenossenschaft (BAG) Franken für einen Kooperationsvertrag mit der Schülerfirma begeistern lassen. Denn zugleich betont der Lehrer den gemeinwohl-ökonomischen Aspekt, die Transparenz des Betriebs und die Ausrichtung der Gewinnverwendung: “Geld ist Mittel und nicht Zweck.“
Ziel ist ein Bewusstseinswandel. Dafür haben Luana Hube (13) und Juliane Frank (12) eine Unterrichtseinheit vorbereitet, die demnächst an einer Grundschule zur Anwendung kommt. Franka Rummel (14): “Mit unserer Schülerfirma wollen wir Menschen motivieren, den Weg der Nachhaltigkeit zu gehen.“